ULYSSE NARDIN – Schiffschronometer

«Ulysse Nardin ist die wegweisende Manufaktur, die vom Meer inspiriert ist und innovative Uhren für Freigeister herstellt.»

Sei es die Wasserfliesszeit aus einen Behälter oder die Orientierung der Zeit anhand der Sonne: Die Geschichte der Zeitmessung ist alt – schon vor rund 5’000 Jahren beriefen sich Menschen auf sogenannte Elemantaruhren.
Zu Beginn des 17.- und 18. Jahrhunderts gibt die Epoche der Seefahrerei und der grossen Entdecker den Impuls zur Entwicklung noch genauerer Zeitmesser als je zuvor in der Geschichte der ab dem 13. Jahrhundert entstandenen Uhrmacherei. Der Engländer John Harrison lanciert im Auftrag seiner Majestät im Jahre 1759 seine H4, einen Marinezeitmesser mit bis dato unerreichter Präzision. Auch die Schweizer Ferdinand Berthoud und Abraham-Louis Breguet konstruierten zu dieser Zeit die ersten Zeitmesser, welche auf Schiffen verwendet werden konnten.

Im 19. Jahrhundert richtet sich der 23 Jahre alte Uhrmacher Ulysse Nardin in Le Locle sein eigenes Uhrenatelier ein, in dem er zusammen mit seinem Vater komplizierte Taschenuhren zu fertigen beginnt, die bald einmal auch nach Übersee exportiert werden. Die Firma wächst und schafft rasch ein hohes Renommée. Mit seinem Sohn Paul-David widmet er sich auch der Entwicklung von Marine-Chronometern – und übergibt ab dem Jahre 1876 das erste Exemplar dem Observatorium in Neuenburg zur Prüfung. In akribisch genau festgelegten Testreihen werden die Chronometer auf ihre Gangwerte untersucht. Es zeigt sich, dass aus dem Hause Nardin die präzisesten Instrumente stammen – im Laufe der Firmengeschichte sollte Ulysse Nardin über 4300 Preise einheimsen, dazu 18 Goldmedaillen an Weltausstellungen und internationalen Messen.

Der sich in unserem Besitz befindliche Schiffschronometer Grand Format stammt aus dem Jahre 1939. Die physikalische Gesetzmässigkeit bewirkt, dass die Antriebskraft ein jeder Aufzugsfeder nach deren Vollaufzug hoch und gegen Ende der Gangdauer wesentlich geringer ist, wobei Gangabweichungen entstehen können. Um die Ganggenauigkeit des Mechanismus’ zu gewährleisten, verfügt der Schiffschronometer über einen Zugfederantrieb, der wiederum mit Kette und Schnecke ergänzt wird. Der Antrieb über Kette und Schnecke funktioniert hierbei wie ein stufenloses Getriebe. Dieses gleicht den Kraftverlust der Aufzugsfeder aus und sorgt dafür, dass das Uhrwerk stets gleichmäßig angetrieben wird und die Uhr präzise funktioniert.

Das Verteilorgan bildet eine Chronometerhemmung, deren Entwicklung auf die zweite Hälfte des
18. Jahrhunderts zurückgeht. Grund für die Entwicklung dieser Art Hemmung bestand darin, dass die Seefahrt eine anwendbare Methode zur exakten Bestimmung der geographischen Länge benötigte, weshalb ein Schiffschronometer in die Kategorie der sogenannten Längenuhren klassifiziert wird. Aufgrund der Hemmungsart und der zylindrisch geformten Spiralfeder erreicht die Uhr eine enorme Präzision. Sie ist in einer kardanischen Aufhängung aus Messing positioniert und wird geschützt von einem Gehäuse aus Mahagoniholz. Die kardanische Aufhängung beugt dem sogenannten Lagefehler vor.

Der Schiffscronometer ist im Stande, sowohl die Stunden und Minuten anzuzeigen als auch die Sekunde zu messen. Der Sekundenzeiger muss sich hierbei hörbar im Sekunden- oder Halbsekundentakt fortbewegen, denn dieses Kriterium muss ein Schiffschronometer erfüllen, damit die Kapitäne bei einer individuellen Messung gleichzeitig mitzählen können, ohne dabei auf den Marinechronometer blicken zu müssen. Die Gangreserve der Uhr beträgt ungefähr 54 Stunden.
Sie weist aufgrund ihres 84-jährigen Bestehens einzelne Gebrauchtspuren auf.

Die Uhr darf jederzeit gerne in unserem Ladengeschäft an der Kramgasse 19 in 3011 Bern bewundert werden, wir freuen uns auf Ihren geschätzten Besuch.

Bild & Text: D. Cardenas